
Schlafstörungen - was steckt dahinter?
Gut schläft, das lässt sich einfach definieren, wer schnell einschläft, in der Nacht nicht aufwacht und sich morgens erholt fühlt. Jeder Mensch weiß aus eigener Erfahrung, dass man nicht jede Nacht »wie ein Baby« durchschlummert: Berufliche oder private Sorgen, Ängste oder auch Schmerzen können einem den Schlaf rauben. Verschwinden die Probleme rasch, hält meist auch die Schlaflosigkeit nicht länger an. Dauern die Schlafprobleme allerdings mehrere Wochen, sollte man sich Hilfe suchen.Der Schlafzyklus des Menschen hängt ganz wesentlich von seinem Alter ab. Säuglinge schlafen pro Tag 15 Stunden oder länger, wobei ungefähr die Hälfte aus leichtem Schlaf besteht. Mit dem Älterwerden reduziert sich diese Leichtschlafphase. Da die Tiefschlafphase etwa gleich lang bleibt, nimmt die gesamte Schlafdauer ab. Kinder zwischen fünf und acht Jahren schlafen pro Tag noch acht bis neun, Erwachsene zwischen sechs und acht Stunden. Im höheren Alter braucht man nicht mehr so viel Schlaf: Ein 80-Jähriger kommt mit fünf bis sechs Stunden Schlaf pro Nacht aus.
Es spielt keine Rolle, wie lange man schläft, sondern wie ausgeruht man sich am Morgen fühlt. Häufige Schlafstörungen, die das verhindern, sind die Ein- und Durchschlafstörung (Insomnien). Sie zeigen sich entweder als eigenes Krankheitsbild (primäre Insomnie) oder als Symptom körperlicher oder psychischer Krankheiten (sekundäre Insomnie).
Es gibt Krankheiten, die zu speziellen Formen der Schlafstörung führen, zum Beispiel heftiges Schnarchen oder das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS). Stören schlafgebundene Aktivitäten wie Zähneknirschen oder Albträume den Schlafenden, spricht man von Parasomnien. Dazu gehören auch dramatische Schlafstörungen wie Schlafwandeln und Essen im Schlaf. Eine solche Störung muss nur selten medizinisch behandelt werden.
Schlafstörungen im Überblick:
- Gut schläft, wer schnell einschläft, in der Nacht nicht aufwacht und sich morgens erholt fühlt.
- Häufigste Formen der Schlafstörung sind die Ein- und Durchschlafstörung.
- Spezielle Formen der Schlafstörung sind zum Beispiel das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS).
- Eine Schlafstörung sollte man ärztlich abklären, wenn sie länger als einen Monat dauert und den Alltag durch starke Müdigkeit und Leistungsabfall behindert.
- Zur Diagnose einer Schlafstörung reicht oft die sorgfältige Befragung des Patienten. Weitere Diagnosemöglichkeiten sind Schlaftagebuch, Schlaflabor und Abklärung körperlicher und geistiger Krankheiten.
- Bei einfachen Schlafstörungen reichen Informationen zur Schlafhygiene und eine Verhaltenstherapie oft aus.
- Schlafmedikamente sollten nur für kurze Zeit eingenommen werden, da sie ein hohes Suchtpotenzial aufweisen.
- Gute Natürliche Einschlafhilfen sind Hopfen, Baldrian und Passionsblume. Sie sind nebenwirkungsarm und machen nicht abhängig.
Ursachen und FormenUrsachen und Formen von Schlaflosigkeit
Primäre Insomnie
Die primäre Insomnie ist die häufigste Schlafstörung bei Erwachsenen. Betroffene leiden an Ein- oder Durchschlafproblemen und vorzeitigem Erwachen, ohne dass eine körperliche oder psychische Krankheit als Ursache vorliegt. Ursächlich ist meist eine stressige Lebenssituation. Hält diese länger an, tritt ein Lernprozess mit negativen Folgen ein. Die Patienten »lernen« den Schlaf zu verhindern.Typisch sind Einschlafstörungen: Man geht zu Bett, liegt wach und wartet auf den Schlaf. Gerät das Einschlafen zur Willensübung, fällt es natürlich schwer, ein Auge zuzubekommen. Wen das Einschlafen aktiv anstrengt, dem wird es nicht gelingen. Erschwerend hinzu kommt die Sorge, am Morgen nicht ausgeruht zu sein. So wird die Einschlafzeit oft um bis zu mehrere Stunden verlängert und der folgende Tag zur Tortur. Wird diese Erfahrung zur Regel, nimmt die Sorge zu und die Fähigkeit ab, am Abend entspannt die Augen zu schließen: Man gerät aus dem Rhythmus.
Ähnliches geschieht bei der Durchschlafstörung: Der Betroffene wacht in der Nacht auf und seine Gedanken kreisen um Alltagsprobleme oder er sorgt sich um das erneute Einschlafen. Mit der Zeit fühlt er sich tagsüber schläfrig, unkonzentriert und gereizt. Wird der Teufelskreis von Einschlafangst und zu wenig Schlaf nicht durchbrochen, können Depressionen und Angsterkrankungen die Folge sein. Auch äußere Ursachen kommen für eine primäre Insomnie infrage: zum Beispiel Konsum von Koffein, Alkohol und Nikotin spät abends, Lärm oder helles Licht im Schlafzimmer, Schichtarbeit und Nebenwirkungen von Medikamenten.
Sekundäre Insomnie
Menschen mit sekundärer Insomnie leiden an einer chronischen Krankheit. Hauptsächlich Krankheiten, die sich mit Schmerzen äußern (Krebserkrankungen, rheumatische Krankheiten), rauben den Betroffenen den Schlaf. Es entsteht wiederum ein Teufelskreis: Die Schmerzen verhindern das Einschlafen und der Patient nimmt sie stärker wahr. Das führt zur Angst vor der nächsten Nacht; das Problem wird verschärft. Andere Krankheiten, die den Schlaf stören können, sind Demenzerkrankungen, Parkinson-Krankheit, Depressionen, Ohrgeräusche (Tinnitus), saures Aufstoßen (Reflux) oder chronische Muskelschmerzen (Fibromyalgie).Schlafapnoesyndrom
Ein häufiges Schlafproblem bei übergewichtigen Männern zwischen 40 und 65 Jahren ist das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS). Dieses Problem beginnt meist mit starkem Schnarchen. Während des Schlafes erschlafft die Zungen- und Rachenmuskulatur, was zur Verlegung der Atemwege führt. Der Patient erleidet in regelmäßigen Abständen Atemaussetzer (Apnoe). Der dadurch ausgelöste Sauerstoffmangel im Gehirn hat einen Weckreiz zur Folge. Der Betroffene wacht kurz auf, ohne das bewusst wahrzunehmen. Er fühlt sich am Morgen wie gerädert und müde, weiß aber nicht warum. Typische Symptome sind extreme Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, depressive Verstimmung und Impotenz.Diagnose und BehandlungDiagnose und Behandlung
Eine Schlafstörung sollte man ärztlich abklären, wenn sie länger als einen Monat dauert und den Betroffenen im Alltag behindert. Zuerst fragt der behandelnde Arzt nach der Art der Schlafstörung: Kann der Patient nicht ein- oder durchschlafen? Besteht eine große Tagesschläfrigkeit und Leistungsminderung? Gibt es schlafbehindernde Faktoren wie Medikamente, Alkoholkonsum, Schichtarbeit oder schmerzhafte Krankheiten? Finden sich in der Patientenbefragung (Anamnese) klare Hinweise auf die Ursache der Schlafstörung, kann bereits mit der Behandlung begonnen werden.Für die Diagnose ist es hilfreich, wenn der Patient bereits ein Schlaftagebuch führt. Darin erfasst man über mehrere Wochen seine Einschlaf- und Aufwachzeiten, Tagesaktivitäten sowie eventuelle Stresssituationen, die diese Zeit begleiteten.
Eine gute Schlafhygiene löst manches Schlafproblem
Bei einer primären Insomnie lässt sich häufig eine effektive Strategie zur Verbesserung der Schlafhygiene erarbeiten. Dabei geht es um die Reflexion der persönlichen Verhaltensweisen, die die Schlaflosigkeit begünstigen.
Tipps für eine bessere Schlafhygiene
- Stehen Sie jeden Tag etwa um dieselbe Zeit auf (auch am Wochenende).
- Gehen Sie erst schlafen, wenn sie müde sind.
- Regelmäßige, aber moderate körperliche Bewegung fördert den gesunden Schlaf. Große Anstrengungen kurz vor dem Schlafen gehen, sollten Sie jedoch meiden./li>
- Trinken Sie vier Stunden vor dem Zubettgehen keine koffeinhaltigen oder alkoholischen Getränke mehr.
- Essen Sie abends nicht zu spät und zu üppig.
- Rauchen Sie nicht vor dem Zubettgehen.
- Schlafen Sie tagsüber nicht.
- Sorgen Sie dafür, dass es im Schlafzimmer dunkel und ruhig ist. Das Schlafzimmer sollte für Schlaf und Erholung reserviert sein.
- Bevor Sie zu Schlaftabletten greifen, probieren Sie Schlaf fördernde Pflanzenpräparate (Tee, Tinkturen etc.) wie Baldrian, Melisse, Hopfen, Passionsblume oder Lavendel.
- Entspannen Sie sich am Abend mit Yoga oder progressiver Muskelentspannung nach Jacobson.
Behandlung von Schlafstörungen
Helfen eine verbesserte Schlafhygiene und der Abbau von Stress nicht weiter, so gibt es zahlreiche Medikamente, die den Schlaf verbessern. Das Problem der meisten Schlafmedikamente ist ihr Suchtpotenzial. Vor allem Präparate aus der Gruppe der Benzodiazepine (z. B. Valium®) dürfen nur vorübergehend als Unterstützung der allgemeinen Maßnahmen eingenommen werden. Besser verträglich und mit weniger Nebenwirkungen behaftet sind pflanzliche Präparate.Bleibt die Ursache der Schlafstörung trotz sorgfältiger Anamnese unklar, kann ein Besuch im Schlaflabor weiterhelfen. Der Betroffene schläft hier unter kontrollierten Bedingungen: Es werden Hirnströme und Herzaktivität gemessen sowie Atmung und Sauerstoffgehalt des Blutes überwacht. Eine Untersuchung im Schlaflabor ist vor allem beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom (OSAS) sinnvoll. Bei schwerem OSAS wird dem Patienten als Therapie eine Atemmaske angepasst, die er nachts tragen muss. An die Atemmaske ist ein Gerät angeschlossen, das mit leichtem Überdruck Luft in den Rachen bläst. Dadurch bleiben die Atemwege während des Schlafens offen und verhindern die Atemaussetzer. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kommen die meisten Patienten gut klar mit dem Atemgerät. Hinter der sekundären Insomnie verbirgt sich meist eine chronische Krankheit. Hier muss die ursächliche Krankheit behandelt werden. Bei erfolgreicher Therapie reguliert sich auch das Schlafproblem.
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